HAUS-KRANKHEITEN
RADIOAKTIVITÄT

Natürliche und künstliche Radioaktivität

Ähnlich wie bei den Magnetfeldern ist Radioaktivität erst mal ein natürliches Phänomen und hier ist es wieder die Erde, die eine deutliche radioaktive Strahlung verursacht. Radioaktivität kommt auch aus dem Kosmos, aus Luft, Wasser und Nahrung, aus medizinischen Anwendungen und der Industrie, aus Geräten und den verschiedensten Baustoffen.

Jede erhöhte radioaktive Dosis, auch die kleinste, könnte das zellschä-digende Zünglein an der Waage sein. Deshalb sollte die Jahresdosis aller radioaktiven Belastungen, da sind sich alle Wissenschaftler und Behörden einig, so gering wie möglich gehalten werden. Je mehr Strahlenbelastung wir im Laufe eines Zeitabschnitts vermeiden, um so besser. Je weniger Langzeiteinflüsse zu Hause und am Arbeitsplatz, um so größer die Puffer-zone für eventuell notwendige und unvermeidbare Strahlenbelastung durch z.B. Umweltkatastrophen oder medizinische Anwendungen. Biologische Risiken durch Radioaktivität entstehen durch Summation über eine lange Zeit. Es ist bekannt, das kurze, aber hohe Strahlenintensitäten vom Körper besser kompensiert werden als langfristige und schwache Strahlenintensitäten.

Starke radioaktive Strahlung

Eine starke Strahlenbelastung tritt beim Fliegen auf. Die natürliche Höhenstrahlung aus dem Kosmos ist dafür verantwortlich. Wissenschaftler sprechen vom „Super-Gau“ über den Wolken. Schwangere und Babys sollten deshalb NICHT fliegen.

Mit starken radioaktiven Strahlungen muss auch bei medizinischen Diagnosen (Röntgen) oder Therapien (Bestrahlung) gerechnet werden. Das Röntgen sollte auf ein unvermeidbares Minimum reduziert werden. Auch andere Diagnosemethoden sind verbunden, z.B. Szintigramme. Hierbei wird radioaktives Material gespritzt. Diese Strahlung ist noch nach Tagen in mehreren Metern Entfernung zu messen.

Manche Gesteine, alle Kacheln und Glasuren strahlen so sehr, dass in einem Kernkraftwerk Alarm ausgelöst worden wäre.

Schwache radioaktive Strahlung

Wir haben es bei geobiologischen Untersuchungen mit einer Reihe von schwach radioaktiv strahlenden, zumeist großflächig eingesetzten Baustoffen zu tun, die wann immer es geht, vermeiden werden sollten. Wissenschaftler sind sich einig, dass es keine ungefährliche Minimaldosis gibt, das Risiko fängt bei Null an. Wenn man über die Radiaktivität von Baustoffen spricht, ist es schwer, Pauschalaussagen zu machen, da es unberechenbare materialbedingte Unterschiede gibt. Deswegen gilt hier ebenfalls: MESSEN! Nur die fachliche Kontrolle der Baustoffe durch gezielte Messungen schließt Risiken aus oder stellt sie fest.

Sand, Kies und Kalk sind unbedenkliche Baustoffe. Kalksandstein, Natur-gips, reiner Zement und Beton, Gasbeton und Holz und die meisten Putz-materialien auch. Ziegelsteine, Ziegelprodukte und andere Natursteine, aber auch Klinker und Fließen können in Ausnahmefällen leicht auffällig sein und sollten vorsichtshalber kontrolliert werden. Chemiegips, Bims- und Schlackensteine, Basalt, viele Industrieprodukte (sprich: Abfälle), Aschen und Tuffmaterialien sind prinzipiell zu prüfen, da die Wahrscheinlichkeit erhöhter radioaktiver Strahlung gegeben ist.

Auf die Dosis kommt es an

1896 entdeckte der französische Physiker BECQUEREL die Radioaktivität. Sie ist Bestandteil unseres Lebens und somit überall anzutreffen. Es gibt Schwankungen in der Intensität von Landschaft zu Landschaft. In der Lüneburger Heide und am Bodensee beträgt sie z.B. nur ¼ der durchschnittsdeutschen Umgebungsstrahlung; über Seen und den Meeren misst man kaum noch Radioaktivität, da Wasser abschirmt (siehe Wasseradern). Natürliche Radioaktivität setzt sich einerseits aus verschiedenen Elementen wie Radium, Kalium, Uran und Thorium, anderseits auch aus verschiedenen Strahlungsarten zusammen wie Alpha-, Beta-, Gamma- und Neutronenstrahlung. Die Vielfalt natürlicher Elemente machen ein harmonisches Ganzes. Alles zusammengenommen macht die natürliche Strahlendosis, die mit Meßgeräten erfaßt wird.

Den künstlichen Strahlungen fehlt diese natürliche Harmonie, auch wenn die Dosis die gleiche ist. Nach Tschernobyl regierten Jod und Caesium die Welt in völlig unnatürlicher Form. Beim Fliegen gibt es eine Mischung aus schnellen Neutronen, Protonen und Gammastrahlen, die es in dieser Art und Größenordnung nirgendwo auf der Erde gibt. Durch radioaktive Baustoffe erhöht man die Dosis und verändert auch die Strahlungsqualität durch Veränderung der natürlichen Zusammensetzung. Der Biokybernetiker Frederic Vester sagte: „Für Messgeräte ist Strahlung gleich Strahlung, aber nicht für Lebewesen. Die natürliche Strahlung kann sich, von geringfügigen Ausnahmen abgesehen, nicht im Körper festsetzen noch in den Knochen, in Weichteilen oder in der Schilddrüse anreichern."

Die heute offiziell gültigen Grenzwerte für die Allgemeinbevölkerung lassen die Äquivalentdosis für Ganzkörperbelastungen von 1,67 Millisievert (mSv) pro Jahr zu. Das bedenkliche Jahresmaximum von 1,67 mSv ist schnell erreicht, Tropfen für Tropfen: Im günstigsten Fall eines gesunden Biohauses schlägt Erdstrahlung schon mit etwa 0,4 bis 1,0 mSv und kosmische Strahlung mit 0,3 bis 0,5 mSv zu Buche, die innere Strahlung durch Atmung, Speisen und Getränke gar nicht mitgerechnet. Dies ergibt eine Zwischensumme von unausweichlichen 0,7 bis 1,5 mSv. Zweimal im Jahr in Urlaub fliegen? Nochmal 0,1 oben drauf. Bestrahlung und Röntgen beim Doktor? Nochmal 0,2. Eine Prise Tschernobylnachwehen und Kernwaffenversuche? Ergibt mindestens 0,05. Die nächste Zwischen-summe: 1,05 bis 1,85 mSv. Ahnen Sie jetzt, wie wichtig es ist, die zusätzlichen Dauerbelastungen durch schlechte Baustoffe und strahlende Geräte zu meiden.

Messung von Radioaktivität

In der Baubiologie haben wir es hauptsächlich mit den Begriffen Alpha-, Beta-und Gammastrahlung zu tun, mit Impulsen pro Sekunde und der Äquivalentdo­sisleistung NanoSievert pro Stunde. Radioaktive Strahlung entsteht bei der Um­wandlung (Zerfall) von Atomkernen. Die wichtigsten ionisierenden Strahlen:

  1. Alpha-Strahlen sind zweifach positiv geladene Heliumkerne. Alpha-Strahlung  ist schon mit einem Blatt Papier abschirmbar und meist nur dann ein Risiko, wenn sie mit der Nahrung aufgenommen und über Staub eingeatmet wird. Alpha-Strahlung hat eine Reichweite von nur wenigen Zentimetern und dringt Bruchteile von Millimetern in Gewebe ein.
  2. Beta-Strahlen, das sind Elektronen. Beta-Strahlung ist, je nach Energie, mit Plexiglas oder Blechen von l mm bis l cm Dicke abschirmbar. Beta-Strahlung hat eine Reichweite bis zu 3 Metern und dringt in Gewebe bis zu 4 mm tief ein.
  3. Gamma-Strahlen, das sind elektromagnetische Strahlen, wie z.B. Licht, aber mit viel  kürzeren Wellenlängen. Gamma-Strahlung in nur mit Blei von einigen Milli- bis zu einigen Zentimetern Dicke abschirmbar. Gamma-Strahlung hat eine Reichweite von einigen hundert Metern, dringt in Gewebe bis zu 25 cm tief ein.

Da in der Geobiologie hauptsächlich vergleichende Messungen durchgeführt werden, können wir es uns einfach machen: Wir stellen die Relation zwischen natürlicher Umgebungsstrahlung und der Strahlung im Haus, am Baustoff, am Gerät usw. fest und drücken dies in Prozenten aus. Im Haus oder an verdächtigen Baustoffen wird stets Gammastrahlung gemessen, eventuell auch Betastrahlung. Die Messung von Alphastrahlung ist in einigen Fällen interessant, z. B. an Nahrungsmitteln und Stäuben, für den baubiologischen Alltag jedoch nicht unbedingt erforderlich.

Zur Messung gibt es geeignete Geigerzähler mit verschieden empfindlichen Geiger-Müller-Zählrohren, Kontaminationsmonitore, Dosisleistungsmeß-geräte oder Szintillationszähler.

Baubiologische Richtwerte für Gammastrahlung am Schlafplatz

Eine prozentuale Strahlungserhöhung

  • bis 30 % dürfte noch unriskant sein,
  • 30-50 % sind schwache,
  • 50-100 % starke und
  • über 100 % sind extreme Anomalien.

Neben der Zählung von Impulsen und der Umrechnung auf die für biologische Wirkungen zuständige Äquivalentdosisleistung in Nanosiewert pro Stunde erlauben fast alle Strahlenmeßgeräte weitere Berechnungen, z.B. die der Aktivität eines Strahlers in Becquerel (Bq). Die Aktivität wird direkt am oder im strahlenden Material gemessen. Aktivität ist das, was ein Strahler, sagen wir ein Hüttenstein, an Strahlung abgibt. Dosis ist das, was an einem Objekt, sagen wir am Menschen, an Strahlung ankommt, also wie stark der Mensch bestrahlt wird. Von Kontamination spricht man, wenn ein Objekt durch Radioaktivität verunreinigt und somit selbst wieder zum Strahler wird. Das passiert besonders oft bei Staub. Nach Tschernobyl war es an erster Stelle der Staub, der radioaktiv kontaminiert war und durch Regenfälle auf die Erde geschwemmt wurde. Deshalb war eine schnelle Reinigung der belasteten Flächen durch Abwaschen oder Abspritzen sinnvoll und nicht nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.

Wie Sie sich schützen können

  • Bevorzugen Sie stets strahlungsarme Baustoffe und Einrichtungsgegenstände sowie Geräte.
  • Reduzieren Sie medizinische Röntgenaufnahmen auf ein unvermeidbares Maß
  • Bauen Sie nicht auf radioaktiv belastetem Grund oder in radioaktiv belasteter Umwelt (z.B. Kernkraftwerke)
  • Reduzieren Sie Langstreckenflüge in großen Höhen auf ein notwendiges Mindestmaß, falls Sie schwanger sein sollten, fliegen Sie bitte gar nicht
  • Prüfen Sie die Radioaktivität von Baustoffen (Fliesen, Steine, Putze, Schlacken, Aschen) und die von Geräten und Gegenständen durch Messungen

Wenden Sie sich an sachverständige Geobiologen, die nach dem aktuellen „Standard der Geobiologischen Messtechnik" arbeiten.