Lärm und Infraschall
Schall ist überall. Er kann angenehm sein (z.B. Musik, Vogelgezwitscher) und lebenswichtig (z.B. Sprache, Gefahrenerkennung). Lärm, das ist lauter, unangenehmer oder gesundheitsschädlicher Schall. Das Bürgerliche Gesetzbuch: „Lärm ist unerwünschter Schall, der stören, gefährden, benachteiligen oder belästigen kann." Ultra- oder Infraschall, das ist „unhörbarer Lärm" im Bereich oberhalb oder unterhalb der für Menschen wahrnehmbaren Frequenzen. Infraschall und mechanische Schwingungen können nervzehrende Vibrationen bewirken.
20 % der Bundesbürger sind lärmkrank und jeder vierte Fabrikarbeiter leidet nach zehnjähriger Berufstätigkeit an lärmbedingter Schwerhörigkeit. Jeder 50. Herzinfarkt soll auf das Konto von Verkehrskrach gehen. Jedes 10. Gehör zeigt durch Lärm abgestorbene Sinneszellen. Die Folge von Lärm sind Magen- und Darmgeschwüre, Herz- und Kreislaufkrankheiten, vegetative Dystönie und Nervenprobleme, Schlaf- und Konzentrations-störungen, Stress und Bluthochdruck, Ohrenrauschen und Taubheit. Lärmgewöhnung ist ein Trugschluss. Lärm wirkt Tag und Nacht auf das Ohr und den ganzen Menschen und schädigt Körperfunktionen auch dann, wenn wir meinen, ihn gut zu ertragen. Schon ab 55 Dezibel (Maßeinheit für Schall, kurz dB) werden während des Schlafes Stresshormone ausgeschüttet, und unser Blutdruck steigt. 55 dB entstehen, wenn ein LKW in 30 bis 40 Metern Entfernung bei geschlossenem Fenster vorbeifährt. Ein Eindruck der Schall- und Lärmpegel im Alltag:
bis 20 dB |
Flüstern, Atmen, Blätterrascheln im Wind |
20- 40 dB |
Leise Unterhaltung, tropfender Wasserhahn, leichter Regen |
40- 60 dB |
Normale Unterhaltung, Bürogeräusche, gemäßigter Alltagslärm |
60- 80 dB |
Küchen- und Bürogeräte, Haarfön, Fabrikgeräusche, laute Stimmen |
80- 90 dB |
Lauter Straßen- und Eisenbahnverkehr, Industrielärm, Maschinen |
90-100 dB |
Starker Autolärm, laute Maschinen, aufgedrehte Stereoanlage |
100-110 dB |
Disco, Rockkonzert, Fluglärm, Autorennen, Preßlufthammer |
110-130 dB |
Tiefflieger, Flugzeuglandebahn, Martinshorn, Explosion, Schuss |
0 dB ist akustisch nicht mehr wahrnehmbar, 130 dB ist ohrenbetäubender Krach. Eine Pegelerhöhung von 3 dB wird als Verdopplung der Lautstärke empfunden. Die häufigsten Lärmverursacher sind der Straßenverkehr, zivile und militärische Luftfahrt, die Bahn, Arbeitsplätze in Industrie und Gewerbe, Baustellen, Sportanlagen, laute Musik, Technik in Garten und Freizeit, Haustiere und Nachbarn.
Ein gesunder junger Mensch hört Frequenzen von etwa 20 Hz bis 20 kHz, in fortgeschrittenem Alter eher von 50 Hz bis 10 kHz. Für die mittleren Frequenzen von etwa l bis 5 kHz sind wir besonders empfindlich. Der für uns unhörbare Lärm heißt Infraschall (Frequenzen unterhalb des Hörbaren) oder Ultraschall (Frequenzen oberhalb des Hörbaren). Ein Hund hört Ultraschall, der vom Menschen nicht wahrgenommen wird. Fledermäuse oder Delphine senden und hören Ultraschallfrequenzen, für die unsere Ohren taub sind: zwischen 50 und 200 kHz.
Man findet im Alltag Schallpegel der Stärke von Industrielärm, die mit Schallpegelmessgeräten zwar gut darstellbar, aber für uns Menschen nicht hörbar sind, weil es um Infra- und Ultraschall geht. Ist es Infraschall, dann entsteht dieses „Brummen im Bauch", dieses Vibrieren, diese Empfindung von „unter Strom stehen". Ist es Ultraschall, dann mögen sich die Empfindungen eher in Rauschen, Pfeifen, Fiepen zeigen, was nicht mit dem Krankheitsbild Tinnitus verwechselt werden darf. Oft werden diese beängstigenden Einflüsse nur von der einen Person empfunden, die eine individuelle Resonanz zum Verursacher hat; unsensiblere Freunde oder Ehepartner spüren dagegen nichts und zeigen deshalb Unverständnis. Oft handelt es sich um Motoren in Kühlgeräten oder Klimaanlagen, Pumpen für Heizungen oder Aquarien, Lüftungen oder Maschinen. Deren Schwingungen werden über Schallbrücken in der Baumasse so ungünstig übertragen oder weitergeleitet und versetzen diese derart in Resonanz, dass sie drei Etagen weiter unangenehmer empfunden werden als direkt daneben. Diese Schallwellen tiefer Frequenzen unter 20 Hz wurden auch vom Bundesgesundheitsamt ernst genommen. Dr. Hartmut Ising, BGA-Lärmfachmann: „Eine Lüftungsanlage, die solche Töne produziert, kann einen empfindlichen Menschen noch auf große Entfernung belasten."
Einige Menschen reagieren auf Schwingungen ihrer Umgebung höchst sensibel und werden nervös und krank. Psychische und physische Dauer-schäden und Störungen des Nervensystems sind wissenschaftlich erforscht. Jedem ist bekannt, dass die Fahrt in dem einen Auto zu Übelkeit führen kann, in dem anderen aber nicht. Das liegt unter anderem an den unterschiedlichen Schwingung mustern der sich im Auto bewegenden Teile: Motor, Getriebe, Kardanwelle; Achsen, Bremsen etc. Die meisten Schwingungen entstehen im Haus selbst. Seltener kommen die Verursacher aus der Umgebung des Hauses. Ausnahmsweise stehen ganze Wohnungen unter Schwingung, was als subtile und lästige Erschütterung und Vibration wahrgenommen wird und durch Autobahnen, Eisenbahn- und U-Bahnstrecken, Baustellen, Tagebau und Industrie-prozesse verursacht wird. Diese Vibrationen entstehen sogar durch Wind, Meeresbrandungen und
Temperaturspannungen der Erdoberfläche. Findet man die Ursache und beseitigt man sie, dann wird das von den Betroffenen als eine große Erleichterung empfunden. Einige Menschen wollten wegen unerklärbarer Vibrationen schon ihr Haus verkaufen und waren nervlich am Ende.
Licht
Licht ist wichtig für Mensch und Natur. Sichtbares Licht gehört zu den elektromagnetischen Strahlen mit Wellenlängen von 400 (Blau) bis 800 (Rot) Nanometer. Es breitet sich mit 300 Millionen Metern pro Sekunde aus. Die bekannteste Lichtquelle ist die Sonne. Licht steuert biologische Funktionen: Hormonabläufe, Stoffwechsel, Vitaminhaushalt, Stimmung, Schlaf- und Wachrhythmus und viele mehr. Auch unsichtbares Licht, UV-Licht (unter 400 nm) und Infrarotlicht (über 800 nm), wirkt auf alles Leben. UV-Licht bildet Vitamine, wirkt sich auf die Leukozytenzahl aus, stabilisiert das Immunsystem, stärkt Drüsenfunktionen, wirkt stressreduzierend, sorgt für Raumhygiene, verbessert das Raumklima und ionisiert die Atemluft. Zuwenig Licht ist ungesund, zuviel Licht, besonders UV-Licht, kann Krebs verursachen. Die richtige Dosis Licht, auch UV-Licht, kann Krebs verhindern.
Melatonin wird vom Licht gesteuert. Dieses übergeordnete Hormon steuert viele andere Hormonabläufe, den Tag- und Nachtrhythmus, und es ist zuständig für die Krebsabwehr (siehe auch im Kapitel über magnetische Wechselfelder). Ist es im Winter zu dunkel und halten wir uns nur in tageslichtarmen Räumen auf, dann gerät der Melatoninhaushalt durcheinander und mit ihm die körpereigenen Abwehrkräfte gegen Krebs, der Kalzium-haushalt, unsere Sehkraft, der Wach-Schlaf-Rhythmus, die Konzentrations- und Lernfähigkeit und die psychische Verfassung.
Tageslicht wird schon durch normales Fensterglas verändert, das UV-Licht ist hinter den Scheiben fast verschwunden. Es gibt UV-durchlässiges Glas und man sollte sich überlegen, dies an einigen Stellen im Haus einzubauen. Unsere Augen scheinen wichtige Lichtempfänger zu sein, und Sonnenbrillen verfälschen die natürliche Lichtqualität und -quantität besonders gründlich.
Kunstlicht verzerrt das natürliche Spektrum, weil bestimmte Spektralbereiche ganz fehlen, andere dominieren. Dazu ist Kunstlicht im Vergleich zu Tagesicht viel dunkler. Es gibt nicht das ideale, der Natur entsprechende Kunstlicht. Es gibt nur bessere oder schlechtere Kunstlichtarten. Tageslicht ist nicht zu ersetzen, regelmäßige und sinnvoll dosierte Sonnenbäder auch nicht, trotz Ozonloch.
Glülampen spenden relativ gutes Licht mit ausgewogener Spektralver-teilung. Der Rotanteil ist leicht überbetont. Glühlampen machen kaum elektrische oder magnetische Felder, keine hochfrequente Strahlung, keine Flimmerfrequenz. Das ist biologisch vorteilhaft. Halogenlampen schneiden bei der Spektralverteilung genauso gut wie Glühlampen ab; sie sollten nicht als Niedervoltsysteme mit Transformatoren betrieben werden, weil Lampe, zuführende Kabel (besonders wenn die Kabel voneinander getrennt geführt werden) sowie Trafos sehr starke elektrische und magnetische Felder abstrahlen. Halogenlampen, die ohne Transformator direkt mit der üblichen 220-Volt-Netzspannung betrieben werden, sind empfehlenswert.
Leuchtstoffröhren haben die schlechtere Spektralverteilung. Einige enthalten giftige Stoffe wie Quecksilber, manche Kondensatoren waren PCB-verdächtig. Die Röhren und Vorschaltgeräte strahlen meist starke elektrische und magnetische Wechselfelder sowie hochfrequente (Ober-) Wellen ab. Die Folge der 50-Hertz-Frequenz unseres Stromnetzes ist eine Flimmerfrequenz des Leuchtstoff röhrenlichtes, die von Sehnerv und Vegetativum wahrgenommen wird. Osram schreibt in einem Info für Tierhalter: „Leuchtstofflampen werden beim Betrieb am normalen Wechselstromnetz 50 mal pro Sekunde ein- und ausgeschaltet. Dieser Vorgang kann bei manchen Tierarten Unruhe bis hin zu Nervenstörungen auslösen." DieVollspektrum-Leuchtstoffröhren (Bio-Licht, True-Light) kommen dem natürlichen Lichtspektrum näher als die normalen Röhren, haben aber sonst die gleichen Nachteile wie konventionelle Leuchtstoff-lampen. Sie werden manchmal mit elektronischen Vorschaltgeräten (EVG) betrieben, die strahlungsarm sein sollen, es aber meist nicht sind. Ein EVG funktioniert mit Frequenzen von 30 bis 60 Kilohertz. Wenn es Leuchtstoff-röhren sein müssen, dann: EVG mit MU-Metall magnetisch abschirmen, Metallgehäuse mit vorgesetzten Metallwaben erden und somit elektrisch abschirmen, trotzdem 1 m Mindestabstand einhalten.
Energiesparlampen sind Mini-Leuchtstoffröhren mit allen diesbezüglichen Nachteilen: elektrisch und magnetisch feldstark, Hochfrequenz, Flimmerfrequenz, schlechte Spektralverteilung, in der Praxis längst nicht so hell wie oft angegeben. Wenn Sie Energiesparlampen einsetzen, dann nur mit EVG und 1 m Körperabstand.
Alle Beleuchtungsquellen mit hohem UV-Anteil, z. B. Höhensonnen oder Solarien, mit großer Vorsicht dosieren. Hautkrebs ist die Summe übertriebener UV-Bestrahlungen. Das gilt auch für ein Zuviel an natürlichem Sonnenlicht, besonders wenn es schockartig nach Monaten der Blässe während des Urlaubs in südlichen Ländern auf den Körper trifft. Halogenlicht verursacht ebenfalls UV-Strahlung, wenn auch relativ wenig. Deshalb sind die meisten Schreibtisch- und Nachttischlampen mit Halogenglühbirnen mit UV-abweisenden Scheibchen ausgerüstet.
Baubiologen messen die Lichtqualität, Beleuchtungsstärke und UV-Strahlung zu Hause und am Arbeitsplatz und beraten in Bezug auf die richtige Beleuchtung. Unverfälschtes Tageslicht ist durch nichts zu ersetzen.